Art der Erkrankung

Bei der Räude handelt es sich um eine hochansteckende Hautkrankheit, welche durch verschiedene Milbenarten verursacht wird. Milben sind Parasiten mit einer Grösse von 0.2 – 0.4 mm, gehören zu den Spinnentieren und leben auf und/oder in den obersten Hautschichten ihres Wirtes. Als Nahrung dienen ihnen Hautzellen und Gewebeflüssigkeit. Als Wirt kommen bei uns Wild- und Haustiere und auch der Mensch in Frage.

Die Grabmilbe/Sarkoptesmilbe Sarcoptes scabiei ist bei Wildtieren stark verbreitet. Sie kann aber zahlreiche andere Säugetierarten (insgesamt mehr als 100 verschiedene Tierarten) und auch den Menschen befallen (sogenannte Zoonose). In unserer Region ist vor allem der starke Befall der Fuchspopulation mit der Fuchsräude Sarcoptes scabiei var. canis von Bedeutung. Der Mensch ist für diese Milbenart ein Fehlwirt und erkrankt oft weniger schwer als Fuchs und Hund. Katzen werden nur selten befallen.

Symptome

Juckreiz
Hautrötungen
Schuppenbildung
Hautveränderungen
Haarausfall
Hautentzündungen

Die Ursachen

Sarkoptesmilben werden hauptsächlich mittels direktem Kontakt von einem Tier zum andern übertragen. Dies ist auch zwischen verschiedenen Tierarten möglich. Eine Ansteckung via Umgebung ist bei idealen Verhältnissen auch möglich. Ein Hund kann sich zum Beispiel in einem Fuchsbau anstecken. Milben können in einer optimalen Umgebung (hohe Feuchtigkeit, tiefe Temperaturen) mehrere Wochen überleben.

Sarkoptesmilben graben Bohrgänge in die Haut, leben und ernähren sich dort und legen ihre Eier und Kot ab. Die sichtbaren Hautveränderungen der an Räude erkrankten Tiere sind wahrscheinlich eine Folge von allergischen Reaktionen auf die Milben und ihre Abfallprodukte. Diese Reaktion führt zu massivem Juckreiz.

Die Symptome

Typisch für einen Sarkoptesbefall ist starker Juckreiz, welcher wenige Wochen nach der Infektion auftritt. Hautrötungen und Schuppenbildung sind die ersten Hautveränderungen, später bilden sich borkige Krusten und es folgt oft Haarausfall. Durch Kratzen wird die Entzündung der Haut noch verschlimmert und es kommt zu offenen Wunden mit eitrigen Sekundärinfektionen. Die Hautveränderungen treten vor allem an den Sprunggelenken, Ellbogen, Ohrränder und am Bauch auf. Das Haarkleid ist struppig.
Wildtiere sind oft geschwächt und abgemagert und zeigen Verhaltensauffälligkeiten (Verlust der natürlichen Scheu vor Menschen). Bei freilebenden Wildtieren endet die Krankheit meistens mit dem Tod. Vom Zeitpunkt der Infektion bis zum Tod verstreichen oft mehrere Monate. Bei Haustieren kann Räude behandelt werden.

Die Diagnose

Es ist oft schwierig, eine Räude nachzuweisen. Mittels mehrerer tiefer Hautgeschabsel oder einer Hautbiopsie sind die Milben teilweise nachweisbar. Bei mildem Befall und intaktem Haarkleid ist es allerdings oft schwierig, die Milben zu finden. Im Blut kann die Reaktion des Immunsystems auf die Sarkoptesmilben mit einem Antikörpertest nachgewiesen werden. Zu Beginn eines Milbenbefalls oder falls die Hunde mit Kortison vorbehandelt wurden, kann dieser Test negativ ausfallen. Es kommen Kreuzreaktionen mit Hausstaubmilben vor. Bei einem Hund, der bereits gegen Räude behandelt wurde, sind im Blut noch während Monaten Antikörper nachweisbar.
Oft wird beim Verdacht eines Sarkoptesbefalls eine diagnostische Therapie durchgeführt: Verschwinden die Symptome nach einer „Milbentherapie“, geht man von einer Bestätigung der Verdachtsdiagnose aus.

Die Behandlung & Therapie

Das Ziel ist ein Abtöten der Milben. Dazu werden meistens Mittel verwendet, welche direkt auf die Haut aufgetragen werden (Spot-on). Um die Krusten aufzulösen benützt man meistens spezielle Shampoos. Bei massivem Juckreiz wird oft Kortison eingesetzt, um die Entzündungsreaktion zu lindern. Bei offenen und infizierten Kratzwunden ist oftmals eine zusätzliche Antibiotikatherapie nötig.

Leben andere Tiere im gleichen Haushalt, sollte man diese unbedingt mitbehandeln! Es handelt sich um eine hochansteckende Infektionskrankheit mit direkter Übertragung. Zudem besteht ein Zoonoserisiko (Ansteckung Mensch), primär für Personen mit einem geschwächten Immunsystem.

Die Prophylaxe

Zum Schutz vor einer Räudeinfektion können Mittel monatlich auf die Haut aufgetragen werden (Spot-on). Achtung: diese Medikamente wirken nicht gegen Zeckenbefall. In der „Zeckensaison“ ist unbedingt einer korrekten Zeckenprophylaxe den Vorrang zu geben. Allenfalls kann parallel dazu eine Räudeprävention durchgeführt werden.

Hinweis

Falls sie einen kranken Fuchs in ihrer Umgebung entdecken, bitte den zuständigen Wildhüter avisieren. Tote Tiere aus Ansteckungsgründen nicht ohne Gummihandschuhe anfassen.

Geschrieben von

Anna Geissbühler Philipp

Dr. med. vet. FVH für Kleintiermedizin
Dipl. Verhaltenstierärztin STVV

Anna Geissbühler Philipp ist seit 1991 Diplomierte Tierärztin im Kleintierbereich. Eröffnung der eigenen Praxis 1998. Durch ihre langjährige Erfahrung im Bereich Kleintiermedizin und laufenden Weiter- und Fortbildungen, vor allem in den Bereichen der Inneren Medizin, verfügt Sie über ein grosses Know-How und Wissen. Dieses gibt Sie aktiv an Ihre Mitarbeiterinnen und Auszubildenden weiter. Zusätzlich hat sich Anna Geissbühler Philipp im Bereich der Verhaltsmedizin weitergebildet und 2006 mit Diplom zur Verhaltenstierärztin abgeschlossen.