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Was bedeutet
eigentlich „Arthrose“?
Bei der Arthrose handelt es sich um eine chronische Erkrankung der Gelenke. Das bedeutet, dass sich die Krankheit langsam und über längere Zeit entwickelt. Der Gelenkknorpel wird durch Entzündungen und Fehlbelastung uneben und mehr und mehr abgenützt, er kann seine stossdämpfende Funktion nicht mehr wahrnehmen. Die Gelenksflächen gleiten nicht mehr schön aufeinander. Der Knochen und die Weichteile am Gelenk werden dadurch auch beeinträchtigt und es kommt zu Zubildungen von Bindegewebe und Knochen. Dieser Umbau am Gelenk führt zu eingeschränkter Beweglichkeit und Schmerzen. Eine Arthrose kann nicht mehr rückgängig gemacht werden, grössere Knorpeldefekte erholen sich nicht mehr und bestehende Knochenzubildungen sind nicht reversibel.
Wieso entwickelt sich
eine Arthrose
bei der Katze?
Die so genannten degenerativen Veränderungen am Gelenk sind eine Abnutzungserscheinung. Zum einen spielt das Alter eine grosse Rolle, so zeigen 90 Prozent der über 12 jährigen Katzen arthrotische Veränderungen im Röntgenbild. Frühere Verletzungen oder Unfälle können die Entwicklung von Arthrose begünstigen.
Jedes Gelenk kann betroffen sein. Am Häufigsten findet man jedoch Veränderungen an:
- Rücken (Brustwirbelsäule, Lendenwirbelsäule) (ca. 50% der Fälle)
- Hüfte
- Ellbogen
- Knie
- Sprunggelenk
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Wieso ist die
Arthrose schlimm
für meine Katze?
Ein betroffenes Gelenk verliert seine Beweglichkeit. Viel schlimmer für die Tiere sind aber die resultierenden Schmerzen. Von chronischen Schmerzen wird gesprochen, wenn sie mehr als 3 Monate anhalten.
Im Gegensatz zu akuten Schmerzen sind die chronischen viel schwieriger zu behandeln und beeinträchtigen die Lebensqualität teilweise massiv. Katzen entlasten die betroffenen Gelenke, dadurch werden die übriggebliebenen Knorpelzellen nicht mehr richtig ernährt.
Durch die fehlende Belastung der betroffenen Körperregionen nimmt die Muskulatur ab und es kommt zu weiteren Fehlbelastungen.
Wie zeigt meine Katze, wenn sie Schmerzen hat?
Katzen versuchen zum Schutz vor Feinden die Schmerzen so lange wie möglich zu verbergen. Das macht es für uns als Besitzer nicht einfach zu merken, dass etwas nicht in Ordnung ist. Da häufig ältere Katzen betroffen sind, ist es schwierig zu beurteilen, ob die Katze als normale Alterserscheinung weniger aktiv ist, oder ob Schmerzen und weitere Probleme die Beweglichkeit und somit die Aktivität reduzieren. Umso wichtiger ist es, das Verhalten der eigenen Katze aufmerksam zu beobachten.
Wie kann der Tierarzt eine Arthrose diagnostizieren?
Eine Schwierigkeit besteht darin, dass Katzen bei uns in der Tierarztpraxis oft gestresst sind und das Verhalten und der Gang nicht immer gut beurteilt werden können. Eine ausführliche Untersuchung kann Schmerzen oder eine Verdickung betroffener Gelenke zeigen. Im Röntgen (oft ist dazu eine Sedation notwendig) kann die Arthrose genauer beurteilt werden. Es können jedoch teilweise auch Veränderungen im Röntgen gefunden werden, welche die Katzen nicht beeinträchtigen. Umgekehrt sind teilweise trotz eindeutiger Schmerzen keine knöchernen Veränderungen auf dem Röntgenbild zu erkennen.
Eine weitere Möglichkeit zur Diagnose von chronischen Schmerzen ist ein Therapieversuch mit Schmerzmitteln. Bei chronischen Schmerzen tritt oft unter Medikation eine Verbesserung des Zustandes ein und nach dem Absetzen der Präparate kommt es zu einer erneuten Verschlechterung.
Bei folgenden Beobachtungen sollte ein Tierarzt aufgesucht werden:
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Eine Arthrose ist nicht heilbar, unterschiedliche Präparate können jedoch eingesetzt werden, um die Beschwerden zu lindern.
Entzündungshemmer
Mit einem Entzündungshemmer werden die Schmerzen behandelt und eine allfällige Entzündung in den betroffenen Gelenken klingt ab.
Ein Entzündungshemmer muss bei Arthrose häufig lebenslang verabreicht werden. Bei Verbesserung der Symptome kann teilweise die Dosis reduziert werden. Ziel ist es, die tiefste wirksame Dosierung des Entzündungshemmers zu finden. Die Verträglichkeit ist normalerweise auch bei lebenslanger Verabreichung des Medikamentes gut.
Auf keinen Fall dürfen bei Katzen Präparate aus der Humanmedizin verabreicht werden! Schmerzmittel, welche beim Menschen oft eingesetzt werden sind für Katzen tödlich.
Ergänzungsfuttermittel
Bestandteile von Krebs- und Weichtieren enthalten Glucosamin und Chondroitinsulfat. Bekannt ist der Name Grünlippmuschelextrakte. Diese Inhaltsstoffe dienen als Nährstoffe für den physiologischen Gelenkstoffwechsel und ernähren den Gelenkknorpel und die Gelenkflüssigkeit.
Diese Präparate können eine Arthrose nicht heilen, teilweise kann jedoch die Lahmheit reduziert werden. Die Ergänzungsfuttermittel müssen über einen längeren Zeitraum gegeben werden.
Weitere Möglichkeiten
Eine Kombination von verschiedenen Medikamenten und Schmerzmitteln kann sinnvoll sein. Auch Opioide kommen bei der Katze zum Einsatz.
Zusätzlich profitieren die Katzen je nach Krankheit von folgenden Behandlungen:
- Physiotherapie
- Massage
- Akupunktur
- Chiropraktik
- Osteopathie
Heute setzen wir oft eine multimodale Schmerztherapie bei chronischen Schmerzen ein. Das bedeutet, dass wir eine auf Ihre Katze angepasste Therapie aus verschiedenen Elementen kombinieren. Immer zum Wohle des Tiers.
Wie kann ich
meiner Katze
sonst noch helfen?
Viele Katzen liegen gerne in der Höhe, so behalten sie den Überblick. Mit fortgeschrittener Arthrose ist es möglich, dass die Katze nur mit Schmerzen oder gar nicht mehr in die Höhe springen kann. Mit einem kleinen Hocker, oder gar einer Leiter wird der Zugang zu den bevorzugten Liegeplätzen massiv erleichtert.
Ein anderes Problem ist die Unsauberkeit, teilweise beginnen ältere Katzen neben das Kistchen zu machen. Der Rand von Katzenkistchen kann zum Hindernis für den älteren Vierbeiner mit Arthrose werden. Wir können der Katze helfen, in dem ein tieferes Kistchen gewählt, oder der Rand etwas abgeschnitten wird.
Was kann ich
vorbeugend machen?
Die Entwicklung einer Arthrose hat meistens viele verschiedene Ursachen, es können nicht alle diese Faktoren beeinflusst werden. Eine Arthrose kann nach einem Unfall, nach einer Gelenksoperation oder durch angeborene Fehlstellung und daraus resultierender Fehlbelastung des Gelenkes entstehen. Diese Tiere profitieren von einer frühzeitigen Behandlung mit Knorpelschutzpräparaten.
Übergewichtige Katzen neigen vermehrt zu Gelenksproblemen und somit Arthrose. Bei übergewichtigen Katzen ist eine Gewichtsreduktion sowohl als Vorbeugung, als auch bei bestehender Arthrose anzustreben.
Geschrieben von
Anna Geissbühler Philipp
Dr. med. vet. FVH für Kleintiermedizin
Dipl. Verhaltenstierärztin STVV
Anna Geissbühler Philipp ist seit 1991 Diplomierte Tierärztin im Kleintierbereich. Eröffnung der eigenen Praxis 1998. Durch ihre langjährige Erfahrung im Bereich Kleintiermedizin und laufenden Weiter- und Fortbildungen, vor allem in den Bereichen der Inneren Medizin, verfügt Sie über ein grosses Know-How und Wissen. Dieses gibt Sie aktiv an Ihre Mitarbeiterinnen und Auszubildenden weiter. Zusätzlich hat sich Anna Geissbühler Philipp im Bereich der Verhaltsmedizin weitergebildet und 2006 mit Diplom zur Verhaltenstierärztin abgeschlossen.