Art der Erkrankung

Bei der Zuckerkrankheit Diabetes Mellitus handelt es sich um eine hormonelle Erkrankung. Das Hormon Insulin wird normalerweise in der Bauchspeicheldrüse gebildet und führt dazu, dass Glukose (Zucker) in die Körperzellen aufgenommen werden kann. Glukose ist die wichtigste Energiequelle des Körpers.

Bei Diabetes kommt es zu einem Mangel an Insulin und somit zu einer verminderten Aufnahme von Glukose in die Zellen. Als Ersatz müssen Fette und Proteine als Energiequelle gebraucht werden. Es kommt zu einem vermehrten Abbau des Fettgewebes und der Muskulatur und zu einer Verfettung der Leber. Die Abwehr des Körpers gegen Infektionen ist vermindert, es treten insbesondere vermehrt Harnwegsinfektionen auf.

Symptome

Vermehrter Durst
Vermehrter Harnabsatz
Harninkontinenz
Plötzliche Unsauberkeit im Haus
Linsentrübung der Augen
Abbau der Muskelmasse
Gewichtsverlust
Müdigkeit / Abgeschlagenheit

Die Ursachen

Es gibt viele verschiedene Ursachen für einen Diabetes. Zum Beispiel Übergewicht, Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder andere Hormonerkrankungen. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko an Diabetes zu erkranken. Nicht kastrierte Hündinnen sind häufiger betroffen als kastrierte Hündinnen. Auch genetische Faktoren spielen eine Rolle.

Häufig wird angenommen, dass nur übergewichtige Tiere an Diabetes mellitus erkranken. Tatsächlich ist es aber so, dass von den an Diabetes erkrankten Katzen nur jede vierte Katze an Übergewicht leidet.

Die Symptome

Zucker wird mit dem Urin ausgeschieden und zieht osmotisch Wasser nach. Betroffene Tiere urinieren häufiger und grössere Mengen. Teilweise sind sie sogar nicht mehr stubenrein. Das Tier muss vermehrt trinken, um diesen Wasserverlust zu kompensieren. Es kommt oft zu einem Gewichtsverlust trotz gutem bis gesteigertem Appetit. Fellveränderungen mit Schuppen und einem stumpfen Fell können auch auftreten. Bei Hunden kann es zu einer Linsentrübung kommen, die zur Erblindung führen kann. Bei der Katze kann Diabetes zu einer Schwäche in den Hintergliedmassen führen und es kann ein sogenannter plantigrader Gang beidseits auftreten. Das heisst, die Katze tritt beim Gehen mit den Hinterbeinen nicht nur mit den Zehen auf, sondern mit dem ganzen Fuss bis zum Sprungelenk.

Diabetes ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, welche unbehandelt zu einer diabetischen Stoffwechselentgleisung, der diabetischen Ketoazidose führen kann. Das Tier ist in schlechtem Allgemeinzustand: Apathie, verminderter Appetit und Erbrechen sind die auffälligsten Symptome. Ohne Notfalltherapie stirbt das Tier an Ketoazidose.

Die Diagnose

Die Diagnose kann durch eine Blut- und Urinuntersuchung gestellt werden. Auffallend sind dabei ein erhöhter Zuckerspiegel im Blut und zuckerhaltiger Urin. Diabetische Tiere müssen auch während der Therapie regelmässig nachkontrolliert werden, da sich der Bedarf an Insulin verändern kann.

Die Behandlung & Therapie

Die Behandlung erfolgt mit Insulin, welches täglich ein- bis zweimal mit einer für das Tier kaum spürbaren Injektion unter die Haut gespritzt wird. Meistens wird diese Therapie lebenslange fortgesetzt.

Der Behandlungs-/Therapieplan wird zusammen mit dem Tierarzt individuell auf das Tier abgestimmt.

  • bei übergewichtigen Tieren ist eine Gewichtsreduktion anzustreben
  • bei nicht kastrierten Hündinnen wird aufgrund der hormonellen Schwankungen eine Kastration empfohlen
  • Insulin sollte täglich möglichst zur selben Zeit, während oder direkt nach der Fütterung unter die Haut gespritzt werden
  • regelmässige Fütterung immer zur gleichen Uhrzeit ist hilfreich, empfohlen wird Spezialfutter für Diabetiker
  • Regelmässige und gleichmässige körperliche Betätigung hilft, den Blutzuckerspiegel konstant zu halten

Gefahren bei der Behandlung:

Hypoglykämie (Unterzuckerung)

Bei Überdosierung des Insulins kann es zu einer lebensgefährlichen Unterzuckerung kommen. Auffallend sind dabei Hunger, Unruhe, Zittern, Orientierungslosigkeit, Koma, Krämpfe. Als Soforttherapie kann Glukoselösung oder Honig angeboten werden. Es muss sofort ein Tierarzt benachrichtigt werden.

Ketoazidose (Überzuckerung)

Bei anhaltendem Insulinmangel kann es zu einer lebensbedrohlichen Ketoazidose kommen. Der Blutzucker steigt an (Überzuckerung), weil die Glukose ohne Insulin nicht in die Zellen gelangen kann. Typische Anzeichen dafür sind verschlechterter Allgemeinzustand mit Apathie, vermindertem Appetit, Erbrechen. Es muss sofort ein Tierarzt benachrichtigt werden.

Die Prognose

Ein gut eingestellter Diabetiker kann über lange Zeit ein Leben mit guter Lebensqualität führen. Bei gut eingestellten Tieren normalisieren sich Trinkmenge, Futteraufnahme und Urinabsatz. Dies setzt voraus, dass die Behandlung sorgfältig durchgeführt wird, und dass die Tiere regelmässig nachkontrolliert werden, um die Therapie dem aktuellen Bedarf anzupassen.

Geschrieben von

Anna Geissbühler Philipp

Dr. med. vet. FVH für Kleintiermedizin
Dipl. Verhaltenstierärztin STVV

Anna Geissbühler Philipp ist seit 1991 Diplomierte Tierärztin im Kleintierbereich. Eröffnung der eigenen Praxis 1998. Durch ihre langjährige Erfahrung im Bereich Kleintiermedizin und laufenden Weiter- und Fortbildungen, vor allem in den Bereichen der Inneren Medizin, verfügt Sie über ein grosses Know-How und Wissen. Dieses gibt Sie aktiv an Ihre Mitarbeiterinnen und Auszubildenden weiter. Zusätzlich hat sich Anna Geissbühler Philipp im Bereich der Verhaltsmedizin weitergebildet und 2006 mit Diplom zur Verhaltenstierärztin abgeschlossen.