Art der Erkrankung

Die Futtermittelallergie ist bei Hunden und Katzen die dritthäufigste Allergie. Noch häufiger kommen die Atopische Dermatitis und die Flohbissallergie vor. Betroffene Tiere können Hautprobleme, Magenprobleme oder beides zeigen (siehe unten). Bei den unerwünschten Reaktionen auf Futtermittel wird unterschieden zwischen einer Futtermittelallergie, an welcher das Immunsystem beteiligt ist, und einer Futtermittelunverträglichkeit. Eine Unverträglichkeit kann beim 1.Kontakt mit dem auslösenden Futter auftreten, dazu gehören zum Beispiel die Laktoseintoleranz, Schokolade oder eine Lebensmittelvergiftung. Im Folgenden wird näher auf die Futtermittelallergie eingegangen.

Prinzipiell kann jedes Tier eine Futtermittelallergie entwickeln. Es besteht allerdings eine genetische Rassenprädisposition bei: Labrador, Golden Retriever, Cocker Spaniel, Deutscher Schäferhund, Boxer, Shar Pei und Irish Setter. Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, tritt jedoch meist bei jungen Hunden (<1 Jahr) auf. Auch Katzen können an einer Futtermittelallergie leiden. Das Tier kann ein Futter während langer Zeit gut vertragen haben und dann plötzlich eine Allergie entwickeln.

Symptome

Juckreiz
Hautrötungen
Hautentzündungen
Hautverdickung
Haarausfall
Erbrechen
Durchfall
Blähungen
Nesselfieber
Schwellung von Gesicht und Rachen
Kreislaufprobleme

Die Ursachen

Bei der Futtermittelallergie kommt es zu einer Überempfindlichkeit des Immunsystems gegen Bestandteile aus dem Futter. Am häufigsten kommt es dabei zu einer Reaktion gegen Eiweisse (Proteine), in seltenen Fällen lösen Zucker (Kohlenhydrate) und Konservierungsstoffe eine Allergie aus. Es kann jedes Eiweiss im Futter zu einer allergischen Reaktion führen, die häufigsten sind beim Hund: Rind, Lamm, Huhn, Eier, Mich, Weizen, Soja, Schwein und Mais. Bei der Katze werden vor allem Reaktionen auf Rind, Milch und Fisch beobachtet. Dies sind die Proteinquellen, welche auch am meisten aufgenommen werden.

Die Symptome

Bei Tieren kommt es im Gegensatz zu den Menschen glücklicherweise selten zu den sehr gefährlichen „Reaktionen vom Soforttyp“. Dabei treten wenige Minuten nach der Aufnahme eines Lebensmittels Nesselfieber, Schwellung von Gesicht und Rachen und Kreislaufprobleme auf. Normalerweise zeigen Hunde und Katzen eine „Reaktion vom Spättyp“, die Symptome treten Stunden oder einige Tage nach der Futteraufnahme auf. Juckreiz, Hautentzündungen, Erbrechen, Durchfall und Blähungen können vorkommen. Die Tiere kratzen, reiben oder lecken sich vor allem an den Pfoten, am Gesicht, an den Ohren, in den Armbeugen und am Bauch. Es kommt zu Haarausfall und zu geröteter oder entzündeter und verdickter Haut. Auf der geschädigten Haut können sich sekundär Bakterien oder Hefepilze festsetzen, meistens wird dabei von den Besitzern ein übler Geruch festgestellt.

Die Diagnose

Anhand der Symptome können Atopische Dermatitis, Flohbissallergie und Futtermittelallergie nicht unterschieden werden. Für die Diagnose einer Futtermittelallergie existiert leider kein zuverlässiger Bluttest. Zuerst müssen andere Hauterkrankungen wie zum Beispiel Flöhe, Milben und Pilzinfektionen ausgeschlossen werden. Falls eine zusätzliche Infektion mit Hefen und Bakterien vorliegt, wird diese vorgängig mit Antibiotika und/oder Shampoo behandelt. Die Diagnose einer Futtermittelallergie kann nur mit einer Eliminationsdiät und anschliessender Provokation gestellt werden. Dies bedeutet, dass während 8-12 Wochen nur ein geeignetes Diätfuttermittel (Spezialdiät mit einer neuen Protein- und Kohlenhydratquelle oder hydrolisierte Diät: die Eiweisse im Futter sind stark verkleinert und lösen dadurch weniger Reaktionen des Immunsystems aus) oder eine selbstgekochte Diät mit nur einer, bisher nicht verfütterten Protein und Kohlehydratquelle gemacht wird. Während dieser Zeit darf absolut nichts anderes als dieses spezielle Futter gefüttert werden. Falls die Symptome während der Eliminationsdiät verschwinden, muss anschliessend eine Provokation mit dem alten Futter gemacht werden. Falls innerhalb von 14 Tagen die Symptome wieder auftreten kann die Diagnose Futtermittelallergie gestellt werden.

Welche Probleme können bei der Eliminationsdiät auftreten?

Es ist sehr wichtig, dass während der Eliminationsdiät (8-12 Wochen) die Tiere keine anderen Nahrungsmittel (Kauknochen, Belohnungen, Vitamine, Tischreste, usw.), kein Hunde- oder Katzenkot oder anderes aufnehmen. Nur ganz kleine Mengen des allergieauslösenden Futtermittels reichen aus, damit die Symptome beim Tier erhalten bleiben und eine Eliminationsdiät falsch interpretiert wird. Probleme ergeben sich insbesondere bei Katzen mit Freigang oder falls mehrere Tiere im gleichen Haushalt leben. Zudem müssen sich alle Familienmitglieder an die strengen Diätvorschriften halten.

Die Behandlung & Therapie

Das Ziel ist, den allergieauslösenden Futterbestandteil zu vermeiden. Entweder wird die Eliminationsdiät lebenslang weitergegeben oder es kann versucht werden, den allergieauslösenden Bestandteil zu identifizieren. Dazu kann alle 2-4 Wochen eine neue Eiweissquelle zur Eliminationsdiät hinzugefügt werden, bis erneut Symptome auftreten. Allenfalls kann zusätzlich noch lokal oder systemisch ein Antihistaminikum, Antibiotikum oder Kortison zur vollständigen Unterdrückung der Symptome notwendig sein.

Geschrieben von

Anna Geissbühler Philipp

Dr. med. vet. FVH für Kleintiermedizin
Dipl. Verhaltenstierärztin STVV

Anna Geissbühler Philipp ist seit 1991 Diplomierte Tierärztin im Kleintierbereich. Eröffnung der eigenen Praxis 1998. Durch ihre langjährige Erfahrung im Bereich Kleintiermedizin und laufenden Weiter- und Fortbildungen, vor allem in den Bereichen der Inneren Medizin, verfügt Sie über ein grosses Know-How und Wissen. Dieses gibt Sie aktiv an Ihre Mitarbeiterinnen und Auszubildenden weiter. Zusätzlich hat sich Anna Geissbühler Philipp im Bereich der Verhaltsmedizin weitergebildet und 2006 mit Diplom zur Verhaltenstierärztin abgeschlossen.