So überwintern Sie

Europäischen Landschildkröten

Schildkröten sind die am häufigsten als Heimtiere gehaltenen Reptilien in der Schweiz und damit auch die häufigsten Reptilienpatienten in der Kleintierpraxis im Moos.

Landschildkröten gehören zu den pflanzenfressenden Reptilien. Die Breitbandschildkröte und die Griechische Landschildkröte sind Vertreter der Europäischen Landschildkröten bei uns. Die Schildkröten sind wechselwarme Tiere. Das bedeutet, sie können ihre Körpertemperatur nicht selbständig regulieren und passen sich der Umgebungstemperatur an. Um auf eine funktionsfähige Körpertemperatur von 35°C zu gelangen, benötigen Schildkröten die Sonnenwärme.

Zum natürlichen Jahresrhythmus der Europäischen Landschildkröten gehört eine Winterruhe. So auch für die Griechische Landschildkröte, die bei uns am Häufigsten als Heimtier im Freilandgehege gehalten wird.

Mit etwas Grundwissen, den entsprechenden Vorbereitungen und einer guten Grundausstattung gelingt die Winterruhe bei Erwachsenen und Jungtieren. Deshalb haben wir für Sie hier ein paar wertvolle Tipps zusammengestellt, worauf Sie beim Überwintern einer Landschildkröte achten sollten. Viel Spass beim Lesen.

Winterruhe unserer Landschildkröten

Eine Winterruhe wird nur von Wasser- und Landschildkröten, die aus gemässigten Zonen stammen, durchgeführt. Eine Winterruhe gehört zur artgerechten Haltung bei:

Sinken die Umgebungstemperaturen im Herbst ab, wird es für die poikilothermen (wechselwarmen) Schildkröten zu kühl, um ihre Lebensfunktionen aufrechtzuerhalten. Sie verkriechen sich an geschützte Stellen und fallen dort in der Regel für einige Monate in Winterruhe, dabei schränken sie ihre Stoffwechselvorgänge stark ein.

Für als Heimtiere gehaltene Europäische Landschildkröten sollten auf jeden Fall Bedingungen geschaffen werden, die ihnen einen ausreichenden Winterschlaf von mindestens 8 Wochen gewährleisten. Auch Jungtiere wachsen wesentlich gesünder heran, wenn sie überwintert werden. Normalerweise fallen grössere Jungtiere und erwachsene Tiere unter geeigneten Bedingungen ab Oktober bis Ende März in Winterruhe.

Im Freiland geschieht dies bevorzugt in speziell ins Gehege eingebauten / eingegrabenen frost- und mäusesicheren „Überwinterungsschächten“, in welchen sich die Schildkröten entsprechend der Aussentemperatur in verschiedener Tiefe eingraben. Um Witterungseinflüsse wie Wasser und Wind vom Überwinterunsplatz abzuhalten, wird der Winterschacht geschützt (zum Beispiel mit einem mit Laub gefüllten Frühbeet als Schutzhaus über dem Ruheplatz).

Die Vorbereitung

Vor der Winterruhe ist das exakte Körpergewicht zu bestimmen. Es sollte während der Überwinterungsmethode im Kühlschrank einmal pro Monat kontrolliert werden. Optimalerweise nehmen Schildröten während der Überwinterung überhaupt nicht ab. Ist eine Gewichtabnahme von mehr als 10% des Körpergewichts zu verzeichnen, so ist die Überwinterungsumgebung entweder zu trocken, die Temperatur zu hoch oder die Schildkröte krank.

Geschlechtsreife Weibchen sollten auf Eier untersucht werden, da bei ungünstiger Witterung in den Herbstmonaten oftmals fertig beschalte Eier nicht mehr abgelegt werden und die Tiere so trächtig eingewintert werden.

Mit sinkender Sonnenscheindauer und- Intensität stellen die Tiere dann in der Regel von selbst die Futteraufnahme ein, bewegen sich deutlich weniger und schlafen tagsüber vermehrt. Der Termin zur Einwinterung ist am Günstigsten, wenn die Schildkröte von selbst anfängt, sich zurück zu ziehen. Bei Schildkröten im Freigehege ist darauf zu achten, dass sie sich in dieser Zeit nur noch in einem übersichtlichen Gebiet aufhalten oder am Besten im Bereich über dem Überwinterungsschacht. So verhindert man, dass sie sich unkontrolliert an einem ungeschützten Ort eingraben.

Temperatur und Unterbringung

Die korrekte Überwinterungstemperatur beträgt zwischen 4 und 8°C und sollte bei der Winterruhe im Keller oder im Kühlschrank unbedingt regelmässig mit einem Thermometer kontrolliert werden. Die Temperatur darf auf keinen Fall länger als 1-2 Tage über 12°C liegen. Kühle, frostfreie Kellerräume oder Speicher eignen sich daher gut als Aufenthaltsorte.

Ein idealer Schlafplatz ist eine Holzkiste, in der sich die Schildkröte problemlos umdrehen und bei Bedarf auch etwas umherkrabbeln kann. Dafür wird eine Mindestseitenlänge empfohlen, die etwa der 3-fachen Panzerlänge entspricht. An nicht ratten- und mäusefreien Aufenthaltsorten sollte ein Deckel mit Gittereinsätzen oder Luftlöchern die Kiste verschliessen.

Das Substrat, eine Erde-Rindenschnitzel-Mischung mit trockenem Laub (vorzugsweise Buche oder Baumnuss), muss so hoch eingefüllt werden, dass sich die Schildkröte ohne Schwierigkeiten vollständig eingraben kann (mind. die doppelte Panzerhöhe). Zudem sollte es leicht feucht sein und muss eventuell während der Überwinterung einige Male etwas mit Wasser besprüht werden. Auf keinen Fall darf das Sbstrat nass sein, da es sonst schimmeln kann.

Als Füllmaterialien für die Überwinterungskiste sind geeignet:
Gartenerde
Unbehandelter Rindenmulch
Moos
Laubblätter
Schaumstoffflocken

Die Überwinterung im Kühlschrank

Eine weitere Möglichkeit, die auf den ersten Blick vielleicht etwas befremdlich erscheint, aber dennoch viele Vorteile bietet, stellt die Überwinterung von Schildkröten in einem Behälter mit Substrat im Kühlschrank dar. Bei dieser Methode ist eine sehr gute Kontrolle der Tiere möglich und das Einhalten der kühlen Temperatur unanbhängig von der Witterung gegeben.

Wichtig! Einmal wöchentlich wird die Tür geöffnet, um Luft auszutauschen. Dies reicht zur Deckung des Sauerstroffbedarfes vollkommen aus.

Das Auswintern

Die Winterruhe selbst sollte mindestens 8 Wochen betragen, da die Ein- und die Auswinterungsphase für die Tiere ein erhebliche Stoffwechselumstellung bedeuten. Während adulte Tiere oft mehrere Monate schlafen, lassen vorsichtige Besitzer ihre Jungtiere nur 8 Wochen Winterruhe halten.

Die Auswinterung sollte spätestens dann erfolgen, wenn die Tiere von selbst aufwachen und unruhig werden. Ansonsten werden sie im Frühling bei warmer Witterung aufgeweckt und vorübergehend im Zimmerterrarium gehalten, falls keine entsprechenden Einrichtungen (zum Beispiel ein Gewächshaus oder ein Wintergarten mit Strahler) im Freigehege vorhanden sind. Regelmässige Bäder (ca. alle 2-3 Tage) erleichtern die Abgabe von Harn und Kot und die Regulation des Wasserhaushaltes. Die meisten ausgewinterten Schildkröten stürzen sich alsbald auch auf die angebotenen Frühlingsboten wie frischen Löwenzahn oder Brennnessel.

Geschrieben von

Anna Geissbühler Philipp

Dr. med. vet. FVH für Kleintiermedizin
Dipl. Verhaltenstierärztin STVV

Anna Geissbühler Philipp ist seit 1991 Diplomierte Tierärztin im Kleintierbereich. Eröffnung der eigenen Praxis 1998. Durch ihre langjährige Erfahrung im Bereich Kleintiermedizin und laufenden Weiter- und Fortbildungen, vor allem in den Bereichen der Inneren Medizin, verfügt Sie über ein grosses Know-How und Wissen. Dieses gibt Sie aktiv an Ihre Mitarbeiterinnen und Auszubildenden weiter. Zusätzlich hat sich Anna Geissbühler Philipp im Bereich der Verhaltsmedizin weitergebildet und 2006 mit Diplom zur Verhaltenstierärztin abgeschlossen.