Ein Befall mit Würmern/Endoparasiten ist bei Tieren, welche sich draussen aufhalten und in Kontakt zu anderen Tieren, deren Ausscheidungen und der Umwelt stehen, nichts Aussergewöhnliches. Eine gewisse „Wurmbürde“ kann zum Beispiel bei Darmwürmern normal sein und die Parasiten werden von einem gesunden Immunsystem ihres Wirtes unter Kontrolle gehalten. Je nachdem wie viel Würmer das Tier in sich trägt und welche Organe betroffen sind, kann ein Wurmbefall aber auch zu schwerwiegenden Symptomen führen. Einige Hunde- und Katzen-Wurmarten können auch uns Menschen befallen.
Art der Erkrankung
Würmer, welche im Körper ihrer Wirtstiere leben und „schmarotzen“, nennt man ENDO-Parasiten (endo= innen drin). Es gibt viele verschiedene Wurmarten mit ihren jeweils speziellen Lebensbereichen innerhalb des Körpers wie: Darm, Blutgefässsystem, Lunge, Herz, Haut und Harnblase. Sogar in den Augen von Tieren und Menschen kann sich eine Wurmart niederlassen.
Eine Infektion von Tier (und Mensch) ist auf zahlreiche, von der jeweiligen Wurmart abhängige Weise möglich:
Symptome
Die Ursachen
Spulwürmer
(Toxocara canis)
Die erwachsenen Spulwürmer leben im Darm ihres Wirtstieres. Sie sehen aus wie Spaghetti und können bis
18 cm lang werden. Manchmal werden sie vom Hund (oder von der Katze) erbrochen und sind dann oft als zusammengerollte Spirale neben dem Futter/Schleim zu erkennen. Die Spulwürmer scheiden ihre Eier in den Darm des Wirtes aus. Über den Kot gelangen die (von blossem Auge nicht sichtbaren) Eier in die Umgebung, wo sie bis zu einem Jahr überleben können. Hunde nehmen die Eier entweder direkt vom verschmutzen Boden auf oder sie stecken sich mit der Aufnahme infizierter Nagetiere an. Im Körper des Hundes wandern die Wurmlarven unter anderem durch die Leber und die Lunge, um sich dann im Darm zu erwachsenen Spulwürmern weiter zu entwickeln.
Spulwurmarven können auch über die Muttermilch von der Hündin an ihre säugenden Welpen übertragen werden!
Hakenwürmer
(Ancylostoma caninum)
Diese Parasiten haben eine Grösse von 1.5 bis 2 cm. Hakenwürmer beissen sich in der Darmschleimhaut ihrer Wirte fest und ernähren sich vom Blut der Hunde. Je nach Befallsmenge kann der Blutverlust beträchtlich sein, kann doch ein einzelnes Hakenwurmweibchen pro Tag bis zu 0.5 Milliliter Blut saugen. Eine Infektion mit Hakenwürmern findet meistens über die Haut statt (vor allem an den Pfoten/Beinen). Aber auch das Verschlucken von Larven kann zu einem Wurmbefall beim Hund führen.
Bandwürmer
(Cestoden)
Bandwürmer leben im Verdauungstrakt der Hunde und ernähren sich vom Futterbrei im Darm. Sie treten erst auf wenn das Tier festes Futter aufnimmt. Der erwachsene Wurm sitzt im Darm und setzt regelmässig Bandwurmglieder von seinem Hinterende frei. Die Bandwurmglieder sehe aus wie Reiskörner und werden mit dem Kot ausgeschieden oder verlassen den Darm aktiv als kleine bewegliche Segmente. Jedes Bandwurmglied ist eine „Verpackung“ (Hülle) für die Bandwurmeier (mehrere tausend pro Glied). An der Luft trocknen die Bandwurmglieder ein und werden entweder als Ganzes vom Zwischenwirt aufgenommen, oder aber die Hülle platzt auf und die mikroskopisch kleinen Eier werden freigesetzt und so aufgenommen. Im Zwischenwirt entwickelt sich nicht ein Wurm, sondern eine Zyste, welche Larvenstadien des Bandwurmes enthält. Nimmt der Endwirt den jeweiligen infektiösen Zwischenwit (z.B. Floh) oder Teile davon (z.B. Fisch) auf, infiziert er sich mit den Larven und im Verdauungstrakt bilden sich die erwachsenen Bandwürmer. Der Zyklus schliesst sich mit der Produktion und der Freisetzung von Bandwurmgliedern.
Fuchsbandwurm
(Echinococcus multilocularis)
Der für Menschen gefährliche Fuchsbandwurm lebt im Dünndarm von Füchsen, selten auch von Hunden und Katzen (Endwirte). Der Parasit ist bei uns bei ca. 30 – 70 % der Füchse vorhanden. Die mit dem Kot des Endwirtes ausgeschiedenen Bandwurmglieder und Bandwurmeier werden von Nagetieren (Zwischenwirte) aufgenommen. In der Leber dieser Zwischenwirte entwickelt sich ein tumorartig wachendes Gebilde mit den Larvenstadien des Bandwurmes. Werden befallene Zwischenwirte von einem Endwirt (Fuchs, Hund , Katze) gefressen, ist der Entwicklungszyklus geschlossen und im Darm des Endwirtes entwickeln sich aus den Larven wieder erwachsene Bandwürmer.
Hundebandwurm
(Echinococcus granulosus)
In der Schweiz werden nur selten Hunde von dem auch für den Menschen gefährlichen Hundebandwurm befallen. Die Hunde können sich über Schlachtabfälle (Rinder, Schafe, Pferde), Innereien und über wilde Nagetiere mit dem Hundebandwurm anstecken.
Gurkenkernbandwurm
(Dipylidium caninum)
Die Übertragung des Gurkenkernbandwurms erfolgt durch Flöhe.
Peitschenwurm
(Trichuris vulpis)
Der Peitschenwurm hat eine Grösse von 4.5 – 7.5 cm. Er kommt bei Hunden im Dickdarm vor, dort dringt er in die Darmschleimhaut ein.
Herzwurm
(Dirofilaria immitis)
Ein Befall mit Herzwürmern gehört beim Hund zu den typischen Reisekrankheiten. Die Tiere können sich bei Aufenthalten in Süd- und Osteuropa, selten auch im Tessin anstecken. Die Parasiten werden bis 30cm lang und leben in den Lungengefässen und im rechten Herz. Die Übertragung der Würmer erfolgt vor allem von April bis Oktober über Mücken.
Französischer Herzwurm
(Angiostrongylus vasorum)
Der Name dieses Parasiten kommt daher, dass der Wurm zuerst in Frankreich gefunden wurde. Während langer Zeit galt die Erkrankung mit dem französischen Herzwurm als Reisekrankheit. Verbreitet waren die Würmer vor allem in Frankreich, Dänemark und England, aber auch in Afrika und Amerika. Mittlerweile treten zunehmend Fälle bei Hunden in der Schweiz und Deutschland auf, es erkranken vermehrt auch Tiere, die nie im Ausland waren. Der Befall mit dem französischen Herzwurm kommt bei Hundeartigen vor, von Bedeutung ist die Erkrankung insbesondere bei Hunden und Füchsen. Der Fuchs dient als Reservoir des Parasiten und kann die Hunde anstecken. Schnecken (Nackt- und Gehäuseschnecken) dienen als Zwischenwirt, sie nehmen die Larven aus dem Boden auf. Die Hunde stecken sich durch die Aufnahme von Schnecken (zum Teil auch unbemerkt beim Fressen von Gras) auf. Im Körper wandern die Larven bis zum rechten Herz und zu den Lungengefässen, dort entwickeln sie sich zu Adulten, welche bis zu 2.5cm gross werden. Die weiblichen Würmer legen Eier, diese entwickeln sich zu Larven, wandern in die Luftwege ein, werden ausgehustet, danach abgeschluckt und mit dem Kot ausgeschieden. Die Larven im Boden werden von den Schnecken aufgenommen, damit schliesst sich der Kreislauf.
Die Symptome
Eine geringe Befallsrate mit Würmern wird vom Hund meistens gut ertragen und bleibt ohne Krankheitssymptome. Bei stark mit Würmern befallenen Tieren kommt es zu einer Schwächung des Abwehrsystems, Abmagerung, einem struppigen Fell, Durchfall, Erbrechen, Leistungsminderung und Blutarmut. Letztere kann in schweren Fällen sogar zum Tod des Tieres führen.
Bei Welpen kann ein Befall mit Spulwürmern zu einem grossen Bauch („Wurmbauch“) führen. Ein massiver Befall mit Darm-Würmern kann zu Verstopfung bis hin zum Darmverschluss führen.
Beim Bandwurmbefall kann es bei bei betroffenen Hunden zu Juckreiz und „Schlittenfahren“ kommen, wenn die Bandwurmglieder ausgeschieden werden.
Husten und teilweise Niesen sowie Atembeschwerden können beim Befall mit Lungen- oder Herzwürmern beobachtet werden.
Zoonosen
Die Eier des Spulwurmes können auch von Menschen aufgenommen werden und diese infizieren. Die Larven wandern im Körper umher und können in den Nervenbahnen, den Augen und im Gehirn zu Schäden führen (Toxocariasis).
Fuchsbandwurm
Der Mensch kann sich direkt bei Hunden über den Kot oder im Fell haftende Bandwurmglieder anstecken. Eine Ansteckung ist seltener auch beim Verzehr von rohem Gemüse, Beeren oder Pilzen möglich. Es kommt in der Leber und in anderen Organen zur Bildung von tumorähnlichen Zysten. Beim Mensch kann die Krankheit tödlich verlaufen.
Die Diagnose
Für „normale“ Darmwürmer erfolgt ein Nachweis am Einfachsten via Kotprobe und anschliessende Laboranalyse (Flotation). Auch Lungenwürmer, respektive deren Larven, werden mittels einer speziellen Methode im Kot nachgewiesen. Andere Wurmarten, wie zum Beispiel der Herzwurm, werden mittels Antigentest im Blut nachgewiesen.
Als Alternative zu einer regelmässigen Entwurmung unserer Hunde kann eine regelmässige Kotuntersuchung durchgeführt werden, um einen Wurmbefall zu erkennen und dementsprechend zu behandeln. Bei schwach befallenen Tieren ist es jedoch möglich, dass im Kot keine Parasiten nachzuweisen sind. Wurmeier und Larven werden nicht regelmässig mit jedem Kotabsatz ausgeschieden. Dementsprechend empfiehlt es sich, eine Sammelkotprobe von 3 verschiedenen Kotproben abzugeben / einzusenden.
Die Behandlung & Therapie
Vorbeugen ist besser als heilen!
Dementsprechend empfehlen wir, unsere Haustiere regelmässig zu entwurmen, um einer Übermässigen Verwurmung unserer Tiere vorzubeugen und das Infektionsrisiko für Mensch und Tier zu senken.
Je nach Lebensumständen der Hunde ist das Risiko, an einem Wurmbefall zu leiden, individuell sehr unterschiedlich. Generell gilt die Empfehlung, Hunde ca. alle 3 Monate zu entwurmen. Welpen sollten ab dem Alter von 2 Wochen im Abstand von 2 Wochen bis 2 Wochen nach dem Absetzen entwurmt werden. Anschliessend wird eine monatliche Entwurmung bis zum Alter von 6 Monaten empfohlen. Säugende Hündinnen sollten ca 2-3 Wochen nach der Geburt der Welpen entwurmt werden. Jagdhunde oder Hunde, die mit rohem Fisch oder Fleisch gefüttert werden, sind einem grösseren Risiko ausgesetzt und sollten monatlich entwurmt werden. Zur Vermeidung einer Parasitenübertragung sollte das Fleisch ausreichend erhitzt (10min, Kerntemperatur 65°C) oder gefroren (1 Woche, -17 bis -20°C) werden.
Wir beraten Sie gerne zu den für Ihren Hund geeigneten Entwurmungsmitteln und der empfohlenen Entwurmungshäufigkeit.
Wie kann sich der Mensch vor den Parasiten schützen?
- Hunde regelmässig entwurmen (besonders wichtig bei Hunden mit Kontakt zu Kleinkindern)
- Hundekot beseitigen
- Hände waschen
Geschrieben von
Anna Geissbühler Philipp
Dr. med. vet. FVH für Kleintiermedizin
Dipl. Verhaltenstierärztin STVV
Anna Geissbühler Philipp ist seit 1991 Diplomierte Tierärztin im Kleintierbereich. Eröffnung der eigenen Praxis 1998. Durch ihre langjährige Erfahrung im Bereich Kleintiermedizin und laufenden Weiter- und Fortbildungen, vor allem in den Bereichen der Inneren Medizin, verfügt Sie über ein grosses Know-How und Wissen. Dieses gibt Sie aktiv an Ihre Mitarbeiterinnen und Auszubildenden weiter. Zusätzlich hat sich Anna Geissbühler Philipp im Bereich der Verhaltsmedizin weitergebildet und 2006 mit Diplom zur Verhaltenstierärztin abgeschlossen.